Die Welt wird immer schnelllebiger und komplexer. Dies reflektiert sich nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch das Gesundheitswesen ist betroffen. Um Arztpraxen zu entlasten und gleichzeitig das System zu erleichtern, soll nun eine Reform über die Krankschreibungsregelungen für Kinder etabliert werden.
Forderung der Kinderärzte
Kinderärzte sind mit vielen Herausforderung konfrontiert. Stress und vermeidbar hoher Aufwand verursacht durch das Bescheinigen von harmlosen Krankheiten gehört dazu. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), spricht hier von einem „unnötigen Einsatz von pädiatrischen Ressourcen“. Hubmann betont, dass Eltern milde Erkrankungen ihrer Kinder eigenverantwortlich behandeln können. Zusätzlich wird von Ärzten verlangt einzuschätzen, ob ein Elternteil Zuhause bleiben sollte um sich um das kranke Kind zu kümmern.
Jedoch ist die individuelle Betreuungssituation auch den Ärzten nicht bekannt was ein sinnvolles Urteil fast unmöglich macht. Selbst bei Kleinigkeiten entsteht so durch die erschwerte Bürokratie besonders viel unnötiger Aufwand.
Um die Arztpraxen zu entlasten und unnötigen Stress für Familien zu reduzieren, fordern nun Kinder- und Jugendärzte in Deutschland eine Abschaffung der Krankschreibungen für Kinder bei leichten Erkrankungen.
Unnötige Bürokratie
Eine Entbürokratisierung des Krankschreibungsverfahren für Kinder wäre laut Experten nicht das einzige Verbesserungspotential im Gesundheitswesen. Unnötige Bürokratie ist auch in anderen Teilen des Systems verankert. Als Beispiel nennt Hubmann Atteste, die notwendig sind, um Kinder bei kleineren gesundheitlichen Leiden wieder zurück in die Kita oder die Schule zu bringen.
Ein Beispiel:
Ein harmloser Mückenstich am Arm wird oft als Hautausschlag als Symptom einer ansteckenden Infektionskrankheit fehlinterpretiert. Daraus resultiert, dass ein Elternteil das Kind von der Tagesstätte abholen und zum Arzt bringen muss.
Aktuelle Regelungen
Erwachsene haben bereits die Möglichkeit, eine Frist von zwei Tagen zu nutzen, um abzuwarten ob sich Erkältungssymptome wie Husten oder Halsschmerzen ohne ärztliches Eingreifen bessern. Erst nach Ablauf dieser Frist, muss dem Arbeitgeber eine Krankschreibung vorgelegt werden. Im Kontrast hierzu müssen Eltern, bei Erkrankung des Kindes, schon ab dem ersten Tag an eine ärztliche Bescheinigung einholen. Notwendig ist dies, damit der Anspruch auf die finanzielle Unterstützung durch die Krankenkasse erhalten bleibt. Diese deckt den Großteil des wegen der Betreuung des kranken Kindes entgangenen Gehalts – üblicherweise beträgt dies bis zu 90 Prozent des Nettoeinkommens.
Keine Krankmeldung bei leichten Symptomen
Eine Entlastung der Arztpraxen durch die Anpassung der Regelungen zur Krankschreibung von Kindern trifft nicht nur bei Eltern auf breite Zustimmung, auch eine Vielzahl an Experten verfechten die Reform. Gehen weniger Eltern aufgrund von Kleinigkeiten in die Praxis, können Ärzte Ihren Fokus auf wichtigere Themen legen. Aber auch die Eltern profitieren, da diese nicht gezwungen sind während der Arbeitszeit mit Ihrem Kind in die Praxis zu gehen und alternative Lösung in der Betreuung einsetzen können. Außerdem hängt jeder Gang zum Arzt mit einer unnötigen Ansteckungsgefahr zusammen. Sowohl für das Kind als auch für die Eltern und die anderen Patienten im Wartezimmer. „Wenn nicht mehr jeder kleine Schnupfen ab dem ersten Tag ärztlich attestiert werden muss, entlastet das überfüllte Kinderarztpraxen und gestresste Eltern enorm“, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Nun liegt es in der Politik, um durch konkrete Maßnahmen eine sinnvolle Entbürokratisierung weiter voranzutreiben und damit das Wohl von Kindern, Eltern aber auch der Ärzte gleichermaßen zu fördern.
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